Unser Stopp in Hoi An war eigentlich eher ein Zufall als etwas im Vorhinein Geplantes. Erst sehr kurzfristig hatte ich erfahren, dass ein Bekannter von uns dort ein Hostel in Strandnähe betreibt. Bis zu dem Zeitpunkt als ich mit ihm chattete hatten wir Hoi An überhaupt nicht auf dem Radar und fast wäre uns dieses kleine Juwel entgangen. Zum Glück konnten wir die gemütliche (im letzten Eintrag beschriebe) Busfahrt dorthin organisieren, und kamen wieder mal spät abends an. Um noch etwas zu Essen zu bekommen, machten wir noch einen Nachtrundgang durch die Altstadt. Alles war wie ausgestorben. Die Holztüren und Fensterläden der in gelben Mauern gehaltenen Bauwerke waren fest verschlossen und es waren außer uns kaum noch Menschen unterwegs. Aber trotz der Dunkelheit und Leere dieser Altstadt konnte man deutlich erkennen, was für ein entzückender kleiner Ort das wohl sein konnte, wenn der Trubel begann. Das bestätigte sich dann auch, als wir am nächsten Tag im Sonnenschein durch die Gässchen und Straßen der Innenstadt zogen.
Wir hätten uns wohl ein Sammelalbum für Unesco Weltkulturerbe Stätten anlegen sollen, da wir nun wieder mitten durch eines durchwanderten und wir zuvor gar nichts davon wussten. Vietnam scheint äußerst viele dieser Stätten zu beherbergen. Umso glücklicher sind wir über die Entscheidung dieses Land zu bereisen. Die Altstadt ist ein Architektur Mix mit chinesischen, japanischen aber auch französisch kolonialen Einflüssen, die sich in den zahlreichen Häuschen, Tempeln, Brücken und Pagoden widerspiegeln. Am bekanntesten ist wohl die japanische Brücke mit Pagode.
Hoi An ist die perfekte Stadt um preiswerte Kleidung einzukaufen. Der klassische Tourist lässt sich hier zu einem phänomenalen Preis einen Maßanzug in hochwertigem Wunschmaterial fertigen. (ca. € 200,- bei einem Herrenanzug, inkl. Transport nach Europa) Von Seide in allen Preisklassen bis hin zu Kaschmir und Bio Leinen ist hier alles zu bekommen. Man kann auch alte und aktuelle Designs von bekannten Marken nachschneidern lassen; die Kataloge liegen in den Geschäften bereit. Der Beruf des Schneiders wird hier hochgehalten und traditionell in der Familie weitergelehrt. Ich habe mir einen langen preiswerten Seidenkimono von der Stange gegönnt. So reihen sich Schneidereien und Bekleidungsläden aneinander und verzieren mit ihren bunten ausgestellten Anzügen, Ballkleidern und trendigen Onesies, die gelb gestrichenen Mauern der Gässchen. Dazwischen schlendern Touristen von Shop zu Shop, Restaurants und Imbissbuden.
Auf den Straßen herrscht der für Vietnam typische Trubel aus Fahrrädern, Rikschas und Fahrzeugen. Enge Gassen und der Stadtkern sind dicht mit Girlanden behängt. Lampion-Läden verzieren mit ihren wunderhübschen handgefertigten Leuchten das Stadtbild.
Es ist also ein touristischer Hotspot und man hat hier ein großes Angebot an Essen, Getränken und Cafés zum Entspannen. Der große Kanal des Flusses, den man über eine breite Brücke überqueren kann, trennt die Innenstadt von einer kleineren Insel mit Fußgängerzone, auf der man abends einen Night Market und für uns Europäer ganz viel verwunderliches Street Food finden kann.
Der Kanal wird von Booten befahren, die abends mit Laternen bestückt und beleuchtet werden. Sobald es dunkel wird beginnt hier alles zu leuchten und in Farben zu strahlen. Laternenverkäufer_innen stehen bereit, um ihre „gutes Glück- Laternen" an den Mann und die Frau zu bringen. Diese werden direkt auf der Brücke gekauft, das Teelicht in der Mitte angezündet und dann mit einem langen Stab in den Fluss gesetzt damit sie davontreiben. So bildet sich ein kleines (leider nicht umweltfreundliches aber sehr schönes) Lichtermeer.
Auch in der näheren Umgebung gibt es einige besuchenswerte Spots und Aktivitäten. Ich kann jedem einen Kurztrip zu dieser hübschen Stadt guten Gewissens ans Herz legen. Da wir gerade zur Zeit der Fußball WM hier waren, saßen abends manche Einheimische um einen Fernseher, der auf den Gehsteig gebracht worden war, damit man mit Freunden gemeinsam auf Hockern das Match verfolgen konnte. Ich habe beim abendlichen flanieren hier an einem Straßenimbiss das wohl beste vegetarische Banh mi (Sandwich) der gesamten Vietnam Reise gegessen. Wir haben insgesamt 5 Nächte hier verbracht. Zwei davon im Hostel unseres Freundes, den wir bei einem Surfcamp in Sri Lanka kennengelernt hatten. Das Wetter hatte super mitgespielt; wir bekamen nach unseren Expeditionen im kühleren Norden reichlich Sonnenstunden ab. Außerdem waren wir zeitgleich mit unseren neu gewonnenen kanadischen Freunden aus der Höhlenwanderung im Ort und liefen uns immer wieder über den Weg. Wir trafen uns mit ihnen auf ein Eis und ein paar angenehme Stunden am Strand und im Wasser. Bis jetzt waren wir seit mehreren Wochen, ungewohnter Weise, ja nur mehr an Land unterwegs. Das war eine tolle Abwechslung, aber frischte auch gleichzeitig etwas unser Verlangen nach Wassererlebnissen auf. So beschlossen wir, nach dem Motto „Aufhören, wenn es am Schönsten ist“, die restlichen südlicheren Destinationen Vietnams nicht mehr aufzusuchen, sondern weiterzuziehen. Dann mussten wir uns auch nicht mit einer Visaverlängerung herumschlagen und suchten uns unser neues Abenteuer aus den möglichen Flugstrecken heraus.
Viel Freude beim durchklicken durch die Bildergalerie und unserem Video.
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